gestern – heute + Geschichten

 

Wer hat noch eigene alte Fotos von Delmenhorst und umzu und würde mir diese für eine Gegenüberstellung "gestern - heute" zur Verfügung stellen? Diese werden von mir nur eingescannt und bleiben weiterhin euer Eigentum.
Über eine Kontaktaufnahme per E-Mail würde ich mich sehr freuen. 

Alle folgenden Angaben ohne Gewähr. 😉

 Zum Vergrößern bitte Bild anklicken.

Gastronomie Menkens "Zum grünen Hof" (altes Foto von 1953)

Harm Dahms war 1817 Gründer des Gasthofes in Hoykenkamp. Seine Kundschaft waren die durstigen Bauern aus den umliegenden Dörfern, die ihr Jungvieh zu den Weiden trieben und von dort mit hoch beladenen Heuwagen wieder zurück zu den Höfen fuhren. Oder es kamen durstige Gehilfen vorbei, die die weiten Wege zu den Ländereien zu Fuß zurücklegen mussten. Geschickt hatte Dahms sich die Lage des Gasthofes ausgesucht. 
Da Harm zusammen mit seiner Frau Becke Margretha keine Erben hatte, vererbte er den Besitz an seinen Neffen Arend Hinrich Menkens. Dieser richtete 1840 zusätzlich einen kleinen Dorfladen ein. Um 1880 wurde der aber wieder geschlossen.
1898 übernahm Sohn Johann Gerhard den Hof. 1902 baute Gerhard eine Gaststube und einen Saal. Die wachsende Einwohnerzahl hatte ihn zu diesem Schritt ermutigt. Schnell kamen die ersten Vereine, Turner, Radfahrer. Im neuen Saal feierte man oft und gerne. 1912 starb Gerhard in jungen Jahren. Die Wirtin war zukünftig bis 1935, seine Witwe Johanne. Nach den Jahren des Ersten Weltkrieges baute ihr Sohn Adolf (*1897) den Betrieb weiter aus. Er wollte eigentlich Lehrer werden, musste aber wegen einer Krankheit seine Ausbildung abbrechen. So stand er nun hinter der Theke und half seiner Mutter. Bald hatte er 15 Vereine im Haus. Sein Lieblingsverein war die „Dorpbühne Hoykenkamp“. Die Aufführungen dieser Theatergruppe waren zwischenzeitlich zu einer festen Einrichtung geworden. In der kalten Jahreszeit wurde ein Stück einstudiert und im Frühjahr in Hoykenkamp aufgeführt. Manche Hauptrolle spielte Adolf selbst, der ein "ganz Dröger" war, es aber "knüppeldick hinter den Ohren hatte". Drei Aufführungen gab es immer und um 1924-1928 herum zählte man für diese schon 1500 Besucher im Jahr, die teilweise mit Bussen aus der weiteren Umgebung hergefahren wurden.

1928 wurde die Kegelbahn im Freien durch eine moderne Bahn ersetzt. Hoykenkamp wurde zur Kegler-Hochburg.

Am 22. Mai 1929 starb Adolf mit nur 31 Jahren im Städtischen Krankenhaus in Delmenhorst. Es traf die Vereine und den Betrieb sehr, trotzdem gingen die von ihm angefangenen Projekte weiter. 1930 wurde der Garten angelegt, 1932 kam die Freilichtbühne dazu, auf der die „Dorpbühne“ auch spielte.

1934 wurde die Gaststätte modernisiert und ein neuer Clubraum eingerichtet. 1935 wurde der Schießstand gebaut und der Schützenverein „Reserve“ gegründet.

1935 übernahm Hinrich „Hinnerk“ Menkens den Betrieb seiner Mutter Johanne. Die folgenden Kriegsjahre brachten viele Rückschläge. Das Vereinsleben ruhte und gegen Kriegsende wurden die Gebäude durch Beschuss beschädigt.

Im Herbst 1945 zog die Hoykenkamper Schule für 31 Monate in das Clubzimmer von Menkens. Das Schulgebäude war zerbombt worden.

Nach dem Krieg kam das Vereinsleben schnell wieder in Gang. In den 50er-Jahren fanden regelmäßige Filmabende vom Wander-Kino-Kunde statt, die bei der Bevölkerung sehr beliebt waren. Es wurde weiter an- und umgebaut. Der „grüne Hof“ wurde in der ganzen Umgebung bekannter und beliebter.
1966 trat Adolf Menkens mit 32 die Nachfolge seines Vaters "Hinnerk" an. 1974 wurden die Saalräume vergrößert und erneuert. 1981 kam die elektronische Kegelbahn.
1999 übernahm Sohn Gerhard den Gastronomiebetrieb seines Vaters Adolf und Bruder Bernd bekam den knapp 75 m langen Schießstand samt Grundstück. Durch diese Trennung von Gastwirtschaft und Schießhalle kam 2014 dann das Aus für den SV „Reserve“ Hoykenkamp. Dieser war über Jahrzehnte im Hause Menkens beheimatet. Es wären weitere Investitionen nötig gewesen, die Bernd Menkens nicht bereit war, zu zahlen. Er selbst wollte den Verein nicht weiter sponsern und hätte gerne Miete vom Verein genommen. Dies hatte dieser bis jetzt noch nie zahlen müssen, da schon Großvater Hinrich das Vereinsleben unterstütze. Auch Vater Adolf hatte keine Miete vom Verein genommen. Nach Räumung der Schießhalle nutzte Bernd Menkens die Räume selbst. Bruder Gerhard bedauerte die Entscheidung, da der Schützenverein immer eine feste Institution im Dorf war. Mit der Schließung der Halle ging ein Stück Tradition. Trotzdem kann Gerhard Menkens sich nicht beklagen. 2011 waren 29 Kegelclubs im „Grünen Hof“ zu Hause. Auch die Farben „Grün-Weiß“ waren bald fest integriert. Regelmäßig treffen sich die Fans von Werder-Bremen dort zum Fußballgucken im überdachten Gastraum im Garten. Er selbst ist großer Werder-Fan. Es finden weiterhin die traditionellen Osterfeuer statt, ebenfalls der „Tanz in den Mai“ mit Maibaumsetzen. Nicht zu vergessen ist der Vatertag. Dort ist bei Menkens in Hoykenkamp immer die Hölle los. Die passenden DJs sorgen dabei kräftig für Stimmung. Ich persönlich kann mich auch noch ein einen kleinen Weihnachtsmarkt dort erinnern, ca. 2005 müsste das gewesen sein. Da hatte sich eine riesige Nordmanntanne aus einem Garten im Dwoberger Raum in Richtung Menkens auf den Weg gemacht, blieb kurz im Landwehrtunnel stecken und wurde dann in Hoykenkamp freudig empfangen, aufgestellt und begossen. Natürlich werden auch die ganz „normalen“ Hochzeiten, Taufen, runde Geburtstage etc. dort gefeiert. Man ist mit jeder Familienfeier dort herzlich willkommen und in guten Händen. Menkens ist immer eine Reise wert. 🙂

Infos aus:
Hoykenkamp - Eine kleine Ortschronik – Müsegades              
NWZ, Ancestry, Gedbas
Foto:
Postkartensammlung Jens Tönjes (1953) - Schewe-Kinder (2017)

 

 

Schauburg (altes Foto von 1925)

Die Schauburg hat schon eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Ab 1577 wurde hier das Gebäude zur Unterbringung von Hofbeamten genutzt. Ab 1745 waren hier mehrere Gastwirtschaften. Es folgten in der Zeit danach verschiedene Hotelbetriebe. Sogar Postverwalter Heinrich Fitger hatte 3 Jahre hier seine Poststation, bevor er sein „Fitger-Haus“ baute. 1913 wurde hier das vierte Filmtheater der Stadt „Deutsche Lichtspiele“, später „Schauburg“ genannt, eröffnet.

1919 erhielt das Gebäude die Fassade, in der sie sich bis zu ihrem Einsturz 1980 präsentierte und damit in die Geschichte einging. Das ganze hintere Gebäude mit dem Kinosaal wurde abgerissen, um einer rückwärtigen Ladestraße (Am Vorwerk) Platz zu machen. Nur die eigentliche Fassade mit den halbrunden Fenstern und dem flachrunden Erker wurde eingerüstet und vom restlichen Gebäude getrennt. Am 28.06.1980 lösten sich hier allerdings Steinbrocken, später fiel ein ganzes Stück Wand. Zurück blieb eine Staubwolke und die Hoffnung von Denkmalschützern diese Fassade zu erhalten, wurde innerhalb von Minuten zunichte gemacht.

Beliebt waren in der Schauburg die Kinobesuche und danach durfte ein Eis vom Eiscafe Antonini natürlich nicht fehlen, welches sich unten links in der Schauburg befand.

Infos aus:
Delmenhorst Häuser und ihre Geschichten – Garbas              
Rundgang durch das alte Delmenhorst – Garbas              
Fotografien von gestern und heute – Garbas 
Foto:
Stadtarchiv (1925) - Schewe-Kinder (2017)
 

1959

 
 

 

Selve/Koopje (altes Foto von 1925)

Das Bild zeigt die ehemalige Gastwirtschaft von Hermann Bückmann, die kurze Zeit später das Finanzamt Delmenhorst beherbergte. Ab 1938 übernahmen Karl und Gertrud Selve das Haus. Im Zweiten WK wurde es bei einem Bombenangriff völlig zerstört. 1950 ließ Fam. Selve einen Neubau errichten, bauten es in den Jahren immer mal wieder um und vergrößerten die Verkaufsflächen. 1963 wurde dort die erste Rolltreppe in Delmenhorst eingebaut. Ende 2000 schloss Selve seine Pforten.

Viele Delmenhorster erinnern sich gerne an die Keksabteilung, wo man Keks-Bruch für wenige Groschen kaufen konnte. Schulschwänzer trafen sich in den 80er gerne dort im Restaurant auf eine Cola mit einer Kugel Zitroneneis. Oder die Muttis aßen mit ihren Kindern zwischen den Einkäufen dort zu Mittag.

Infos aus:  
Delmenhorst Häuser und ihre Geschichten – Garbas  
Fotografien von gestern und heute – Garbas
Foto:
Stadtarchiv (1925) – Schewe-Kinder (2017)

1950

 

 

Logemann

Die Schmiede Logemann wird wohl ca. 1680 gegründet worden sein, als Gerdt Logemann noch Kunstabel (auch Konstabel) auf der Burg/Schloss von Delmenhorst war und dort für die Instandhaltung der Waffen und Geschütze zuständig war. Da die Herrschaft der Burg/Schloss zu der Zeit in der Hand der Dänen war, die sich aber nicht mehr um die Burg/Schloss kümmerten und diese somit langsam verfiel, mussten sich die Arbeiter/Angestellten/Bediensteten der Burg um eigene Arbeit bemühen. 
Aus dem Gebäude der Schmiede wurde dann später die Gaststätte „Zur Schmiede“ jetzt „Alte Schmiede – Imbiss Logemann“. Ganz Delmenhorst spricht vom legendären Kartoffelsalat. Gerne hat man nach den Kinobesuchen dort hineingeschaut und sich gestärkt. Der Schmiedebetrieb selbst wurde 1965 von Bernd Logemann an die Syker Straße 225-231 verlegt und wird heute als Fahrzeugbauunternehmen geführt. Somit schaut man heute auf fast 340 Jahre Firmengeschichte zurück.  

Infos aus:
Biographie einer alten Straße – Die Lange Straße in Delmenhorst              
private Chronik „Zur Geschichte der Familie Logemann“ von Dr. jur. Christian Friedrich Logemann (Leihgabe von Herta Logemann)
Foto:    Fam. Logemann / gescannt – Schewe-Kinder (2017)

 

1971

 

Ali Baba (altes Foto von 1987)

Das Gebäude Lange Str. 83 beherbergt schon seit 1875 eine Gastwirtschaft. Die Wirte wechselten, aber das Bier blieb. Zusätzlich zur Gastwirtschaft zog um 1950 links „Brand Kaffee“ mit ins Gebäude. Den meisten wird wohl die „Stadtschänke“ oder auch „1000 mm unter der Erde“ ein Begriff sein, wo Herta Logemann von 1971 – 1987 Wirtin war. 
1982 eröffnete dort dann Edip Erki links im Gebäude seinen Imbiss Ali Baba und wurde nun ein geliebter Zwischenstopp für alle Kneipen- und Discogänger in Delmenhorst. Auf dem Weg von der einen Örtlichkeit zur nächsten wurde sich erst einmal mit Döner-Brötchen, Pommes oder einer türkischen Pizza gestärkt. 1991 übernahm er auch die rechte Seite mit der „Stadtschänke“, um daraus ein türkisches Restaurant zu machen. 2004 entstand bei einem gesamten Umbau des Ali Barbas im Obergeschoss noch zusätzlich ein Saal für Feierlichkeiten.

Infos aus:
Fotografien von gestern und heute – Garbas
Ali Baba Website (2017)              
Jahreszahl Brand-Kaffee „1950“ aus Biographie einer alten Straße – Die Lange Str. in Delmenhorst
Foto:
Stadtarchiv (1987) – Schewe-Kinder (2017)

 

Drogerie Zimmermann & Sälzer /  Lienhoop / Reisebüro „Optimal Reisen“ (altes Foto von 1925)

Im Eckhaus der Cramerstraße und der Lange Straße gründete 1920 Robert Zimmermann und Wilhelm Sälzer eine Drogerie. Auch in den Sechzigern und viele Jahre danach wurden die Räume als Drogerie von Karl-Heinz Lienhoop genutzt. Heute ist hier im Fachwerkhaus das Reisebüro „Optimal Reisen“ untergebracht, in dem man viele beliebte Reiseziele buchen kann. Nebenan im Haus Nr. 51 war jahrelang Schlachtermeister Müller untergebracht.
Die ersten 100 Litfaßsäulen wurden in Berlin schon 1855 aufgestellt, doch hier in Delmenhorst ließ man sich bis 1905 Zeit.
Man wollte das Überhandnehmen des Zettelklebens an den Fassaden und Fenster verhindern. Eine solcher Anschlagsäulen stand direkt vor Drogerie.

Infos aus:
Rundgang durch das alte Delmenhorst – Garbas              
Litfasssäulen aus „Alt Delmenhorst“  
Foto:
Stadtarchiv (1925) – Schewe-Kinder (2017)

 

Östliche Lange Straße (altes Foto 1912)

Dieser Bereich der Langen Straße wurde durch den Bau der Friedrich-Ebert-Allee Mitte der Siebziger vom Innenstadtkern abgeschnitten. In dem Gebäude Haus Nr. 60 war früher das Musikhaus Prunk. Dies wurde 1925 in dem eindrucksvollen Gebäude gegründet, welches heute das Orthopädiegeschäft Wieting beherbergt. Einige Delmenhorster erinnern sich an die erste dort gekaufte Schallplatte von ELVIS, an die Mundharmonika, die selbst heute noch einwandfrei funktioniert oder an die Notenblätter, die man damals wie heute für den Klavierunterricht benötigte. Jemand gestand sogar, dass er zu „PUNK“-Zeiten mit seinen Kumpels das „R“ aus dem Namen „Prunk“ hat verschwinden lassen. Schräg gegenüber im 1902 gebauten Eckhaus Nr. 72 betrieb vor dem Ersten WK Leopold Goldschmidt ein Konfektions- und Schuhwarengeschäft. Zuletzt hatte hier die Innungskrankenkasse ihre Geschäftsräume. Im Gebäude rechts daneben bestand um 1905 das Holz-und Baumaterialengeschäft von Gerhard Gloystein. Seit Mitte der 80er schwangt dort der Modefriseur Kiran die Schere und sorgte für modische Frisuren. Hier hat bereits die AOK neu gebaut, daher zog Modefriseur Kiran in die Oldenburger Straße und das schöne Eckhaus und das Haus daneben wurden abgerissen.
 
Infos aus:
Delmenhorst – Ein verlorenes Stadtbild – Garbas              
Biographie einer alten Straße – Die Lange Straße in Delmenhorst  
Foto:   
Stadtarchiv (1912) – Schewe-Kinder (2017)

1957

„Schweinemarkt“ – Cramer Straße (altes Foto von 1902)

Bevor es den Marktplatz am Hans-Böckler-Platz gab, fand der Viehmarkt im Bereich Lange Straße Ecke Cramerstraße statt. Die Jungen unserer Stadt verdienten sich in der Zeit ihr Taschengeld durch Sammeln von Pferdeäppel. Erforderlich waren nur Besen und Schaufel, dazu Schiebkarre oder Handwagen. Und da auf so einem Viehmarkt ja allerlei „Äppel“ anfielen, konnten sie wohl eine Menge davon in Pfennige und Groschen umtauschen. Auf den Fotos schauen wir direkt auf die Häuser Nr. 80 und 79 der Langen Straße. Links im Bild sehen wir das alte Haus von Ludwig Müller, der es um 1923 durch einen Neubau ersetzen ließ. 1950 war dort Bekleidung Bentrup ansässig, später das Kleiderbad, Schlecker und heute??? Das rechte Haus von Georg Hohenner wurde ca. 1908 durch das jetzige Jugendstilhaus ersetzt. Dort war mal die Kundenkreditbank drin, heute finden wir hier Kinderarzt Dr. Renaud. Das fünfte Haus von rechts (Lange Ecke Cramer) gehörte August Schröder, der dort einen Landhandel betrieb. Seit 1985 befindet sich dort Macy-Moden.

Infos aus:
Delmenhorst in alten Ansichten – Spille              
Delmenhorst – verlorenes Stadtbild 
Foto:   
Stadtarchiv (1902) – Schewe-Kinder (2017)

 

Kino Lichtspielhaus & Gloria-Palast (altes Foto von ca. 1911)

1911 eröffnete Franz Münzer für seine kinobegeisterte Frau Meta in der ehemaligen Maschinenfabrik das „Lichtspielhaus“ mit 180 Plätzen. Sohn Hugo, ebenfalls filmbegeistert, übernimmt den elterlichen Betrieb. Das Kino wuchs dann bald auf 400 Plätze und 1930 lief der erste Tonfilm. 1954/55 kam zu dem nun 600 Plätze fassenden Kino noch hinter dem Lichtspielhaus der Gloria-Palast hinzu. Beide Kinos wurden 1977-80 zu Service-Kinos umgestaltet. Das hieß zwar weniger Sitzplätze, aber die bequemen Sitze, Tische und kleine Lämpchen versprühten so viel Gemütlichkeit, dass sich das schnell herumsprach und auch viele von außerhalb in die Kinos strömten. Ein Knopfdruck genügte und die Servicekraft versorgte einen mit den gewünschten Getränken. 1991 kamen noch nebenan die beiden Nichtraucherkinos Passage 1 und 2 mit jeweils ca. 100 Plätzen hinzu. Mit Bettina Münzer führte zuletzt die vierte Generation den Betrieb. Mit der Übernahme des Cinemaxx zusammen mit Manfred Brocki aus Bremen kam 2003 das Aus für die Kinos an der Cramerstraße. Das unter dem Namen Maxx weitergeführte Kino ist ein weit aus moderneres mit 7 Kinosälen und der neuesten Filmtechnik. Aber viele Delmenhorster trauern ihren alten Service-Kinos in der Cramer Straße nach. Ende 2007 bemühte sich Mehmet Besir als Pächter das Lichtspielhaus mit Partys und Konzerten zu beleben, was aber leider nicht gelang. Wir selbst fahren daher ab und an nach Wildeshausen ins Service-Kino "Lili".

Infos aus:   
Fotografien von gestern und heute – Garbas              
Deldorado „Filmstadt Delmenhorst“              
Kinowiki „Delmenhorst – Lichtspielhaus“              
Kinowiki „Delmenhorst – Gloria-Palast  
Foto:   
gescannt: Fotografien von gestern und heute – Garbas   – Schewe-Kinder (2017)

1959

 

City-Point – Möhlenbrock (altes Foto von 1913)

1887 eröffnete Kaufmann Wilhelm Mühlenbrock im Eckhaus Lange Straße/ Kirchstraße sein „Geschäft für sämtliche Haus- und Küchenbedarf, Porzellan- und Glashandlung, Galanterie- und Spielsachen, Zimmer- und Küchenmöbel“. 1905 zerstörte ein Brand das Gebäude und die Nachbarhäuser völlig. Mühlenbrock baute sein Domizil in alter Form wieder auf und vergrößerte es innen wie außen später. 1970 schloss das Kaufhaus wegen zu starker Konkurrenz. Ab 1973 benutze Karstadt die Verkaufsflächen für Sonderausstellungen. Zur Weihnachtszeit war dort die bei allen beliebte und schmerzhaft vermisste „Kerzentauch-Abteilung“. Es standen dort Bottiche mit verschiedenfarbigen heißem Kerzenwachs, wo man weiße Kerzenrohlinge eintauchen oder mit Wachs verzieren konnte. Ab und an wurden dort auch mal die Fingerkuppen getaucht.
Seit 1991 steht an dieser Stelle das Wohn- und Geschäftshaus „City-Point“.  

Infos aus:   
Delmenhorst Häuser und ihre Geschichten – Garbas              
Fotografien von gestern und heute – Garbas 
Foto:    Stadtarchiv (1913) – Schewe-Kinder (2017)

 

Dauelsberg (altes Foto von 1938)

Schon seit 1899 gibt es die Buchhandlung Dauelsberg. Zuerst schräg gegenüber in den Räumen des Hauses Lange Str. 110. 1903 ließ Bernhard Dauelsberg ein Geschäftshaus auf dem Grundstück Nr. 22 errichten. Später kam noch Gartenstraße Nr. 2 hinzu. Das Geschäft wurde mehrfach umgebaut und erweitert. Die Brüder Jürgen und Heinz traten 1969 in dritter Generation in das Familienunternehmen und müssten den meisten Delmenhorstern gut bekannt sein. Aus Altersgründen übergaben sie 2007 an die Buchhandlungsgruppe „Lesezeichen“, die das Geschäft für 1 Million Euro umbauten. Viele Schulkinder wurden dort mit Schulbüchern ausgestattet und legten dort ihr Taschengeld z.B. in verschiedene Radiergummis und Hanni & Nanni-Bücher an. Die älteren haben eher in edle Füllhalter und feines Briefpapier investiert. Das war die Zeit, als man noch Briefe schrieb und diese zu Brieffreunden auf der ganzen Welt schickte. Aber gelesen wird glücklicherweise auch heute noch gerne in Printausgaben und nicht nur in elektronischer Form, sodass es Lesezeichen Dauelsberg, mit etwas geändertem Sortiment wohl hoffentlich noch recht lange geben wird.
Ich selbst erinnere mich noch gerne an die Zeit in den 80ern, als ich nach Ladenschluss zusammen mit der Tochter des Hauses in den neuen Büchern schmökerten. Natürlich ganz vorsichtig, damit hinterher auch ja keine Eselsohren die Bücher schmückten. Währenddessen machte es sich Hund „Buffy“, damals der erste „West-Highland-White-Terrier“ in Delmenhorst, unten im Schaufenster bequem. Sehr zur Belustigung der Leute, die abends durch die Lange Straße bummelten und die Auslagen der Schaufenster begutachteten.
 
Infos aus:   
Delmenhorst – eine Stadt im Wandel – Garbas              
www.boersenblatt.net – Neueröffnung der Buchhandlung Lesezeichen-Dauelsberg 
Foto:    
Stadtarchiv (1938) – Schewe-Kinder (2017)

1971

 

Sommers – Blumen Logemann – Leffers (Bettenhaus) – Nordbruch (altes Foto um 1910)

Bereits in den 1920er-Jahren befand sich hier (Nr. 118) die Kurzwarenhandlung der Fam. Nordbruch. Das alte Gebäude musste wegen Holzbockbefall abgerissen werden und es entstand ein Neubau. Der Namenszug ziert noch heute ganz oben das Haus. Die Schüler haben dort immer ihre Sachen für den Handarbeitsunterricht gekauft. 
In der Nr. 119 war bereits 1888 „Braues Hotel“, später „Deutsches Haus“. 1910 kaufte es Firma Leffers, die im hinteren Gebäude bis 1981 eine Wäschefabrik betrieb. Vorne war jahrelang die Kakaostube von Anna Müller, später Kaffee u. Süßwaren Awick. 1960 eröffnete hier Schuhgeschäft Meyerholz ein zweites Geschäft. Später kam Bettenhaus Leffers und heute finden wir dort „D & W Dessous & Wäsche“. Das schmale Haus Nr. 120 wurde etwa um 1800 erbaut. 1893 kaufte es Christian Heinrich Logemann und eröffnete dort ein Uhren- und Goldwarengeschäft. Klaus Logemann und dessen Ehefrau führten von 1965 – 1991 dort ein Blumengeschäft. Heute befindet sich dort nach E-Plus nun Vodafone. Wo sich heute in der Nr. 121 Jeans Strudthoff befindet, war seit 1849 das Geschäft für Haushaltswaren der Fam. Sommers. Ganz viele Delmenhorster Familien werden dort wohl ihr „gutes“ Geschirr gekauft haben, welches noch heute nur sonntags oder zu Familienfeiern auf den Tisch kommt.

Infos aus:   
Biographie einer alten Straße – Die Lange Straße in Delmenhorst
Foto:   
eingescannt: Biographie einer alten Straße – Die Lange Straße in Delmenhorst (1910) – Schewe-Kinder (2017)

1971

 

Otto – Leffers (altes Foto von ?)

Das Haus Nr. 13 gehörte früher dem Malermeister Brinkmann, dem „Eulenspiegel“ der Stadt Delmenhorst. Dessen Streiche machte ihn auch in der Umgebung bekannt. Nach einer gewonnenen Wette strich er das ehemalige Wohnhaus Nr. 133 blau an („Blaues Haus“ – abgerissen – Neubau 1907/08 – jetzt Photo von Oven). Ab 01.04.1908 war hier in der Nr. 13 jahrzehntelang das Textilgeschäft Leydecker, wo man tolle Kindermoden kaufen konnte. Heute findet man hier das Geschäft „Favors!“.
Das wunderschön erhaltene Jugendstilhaus links daneben wurde 1908 für die Buchhandlung von Ferdinand Otto gebaut. Später übernahm sein Sohn Carl das Geschäft. Das Sortiment wurde ausgebaut.
Einige Delmenhorster erinnern sich gerne an die Eisenbahn, die zu Weihnachten in einem Glaskasten ihre Runden drehte. Wohl nicht ganz ohne Hintergedanke, denn für die Inhaber war der Satz „Mama, Papa, ich möchte auch eine Eisenbahn!“ bestimmt Musik in den Ohren. Noch heute kann man Züge und Zubehör im ersten Stock ergattern. Weitere Spielwaren, Schulbedarf und Schreibwaren runden das Sortiment ab.
Gebrüder Leffers (ganz links) gab es seit 1894 in Delmenhorst. Aus den Häusern 16-18 entstand 1956 ein einheitliches Gebäude. Nach den Schließungen renommierter Bekleidungsgeschäfte, wie Többens, Hohenböken, Poppe und Kettler musste auch Gebr. Leffers 2006 seine Tore schließen. Hier fand man früher alles, von der Socke über Miederwaren bis hin zu feinen Anzügen und eleganten Kleider für diverse Feierlichkeiten. Heute finden wir hier New Yorker und Rossmann.

Infos aus:   
Biographie einer alten Straße – Die Lange Str. in Delmenhorst              
Delmenhorst – eine Stadt im Wandel – Garbas 
Foto:   
eingescannt: Biographie einer alten Straße – Die Lange Str. in Delmenhorst – Schewe-Kinder (2017)

 

1971

 

Strudthoff (altes Foto von 1961)

Seit 1935 ist hier das von Georg Strudthoff 1906 ursprünglich in der Orthstraße gegründete Lederwarengeschäft ansässig. Später kam ein völlig neuer Sortimentsbereich hinzu, nämlich Sport und Camping. Durch die gute Entwicklung wurden neue Räume fällig. Glücklicherweise wurden die Nachbarhäuser frei, sodass Strudthoff sich mehr und mehr vergrößern konnte.
2006 feierte Fam. Flocke in der 4. Generation 100 jähriges Bestehen. 2009 wurde zusätzlich ein paar Häuser weiter im alten Sommers-Haus „Just Jeans“ eröffnet. 2015 fand der größte Umbau der Firmengeschichte statt. Leder Strudthoff zog mit ihrem Sortiment an Lederwaren, Reisegepäck und Accessoires auf die gegenüberliegende Straßenseite in die Häuser 7-9. Das Stammhaus wurde komplett umgebaut und der Sportbereich auf somit 700 m² erweitert. Das ebenfalls 2015 eröffnete Outlet hat seine Tore bereits wieder geschlossen, was die Erfolgsgeschichte der Familie Strudthoff – Flocke aber keinesfalls schmälert.

Infos aus:   
Biographie einer alten Straße – Die Lange Str. in Delmenhorst              
Website „Intersport-Strudthoff“ 2017 
Foto:   
Stadtarchiv – 1961 kurz vor Abriss des linken Gebäudes – Schewe-Kinder (2017)

 

1971

 

 

Rüdebusch / Heinzel / Wildfeuer (altes Foto von 1913)

Das 1864 erbaute Wohn- und Geschäftshaus vom Eisenhändler Hermann Hinrich Rüdebusch wurde 1913 vom Kaufmann Wilhelm Heinzel übernommen. Dieser erweiterte das Sortiment und nahm zu Stabeisen, Trägern und Kleineisenwaren auch Haus- und Küchengeräte, landwirtschaftliches Arbeitsgerät, Öfen, Herde, Werkzeuge und Baubeschläge hinzu. 1941 übernahm Sohn Hermann (zweiter Sohn von Wilhelm) das Geschäft und führte es bis zu seinem Tod, danach wurde es nach interimsweiser Leitung und Abwicklung durch Dr. Albert Heinzel (ältester Sohn von Wilhelm) an Max Wildfeuer verkauft. Seit Ende der Siebziger führte Max Wildfeuer das Geschäft, wo es auch bis 2018 noch einzelne Schrauben und ordentliche Maschinen gab. Halt alles, was das Handwerkerherz höherschlagen ließ.

Infos aus:   
Rundgang durch das alte Delmenhorst – Garbas            
„1978“ aus Osnabrücker Zeitung vom 18.08.2015
Dr. Mark Heinzel (per Mail) 
Foto:   gescannt „Rundgang durch das alte Delmenhorst“ (1913) – Schewe-Kinder (2017)

 

Harjehusen / Zur Schere / Megaron / Stars (altes Foto von 1927)

Das Bild zeigt die ehemalige Schankwirtschaft von Friedrich Harjehusen am Kirchplatz 11. Früher wollte man sich nach dem Kirchgang besonders in der kalten Jahreszeit von außen und innen aufwärmen, daher hatte man hier den perfekten Platz gefunden. Später lange Zeit unter dem Namen „Zur Schere“ bekannt (ein Messer-und Scherenschleifer hatte dort im Gebäude ebenfalls sein Gewerbe), wird es vielen Delmenhorstern wohl eher als „Megaron“ bekannt sein.  Als hier die Disco- und Kneipenszene florierte (70er/80er/90er), waren die Mende-Brüder ein beliebter Anfangspunkt, Zwischenstopp oder Endpunkt einer langen Nacht. Gestärkt hat man sich dann zwischendurch in den zahlreichen Imbissen rund um die Kneipe. Noch heute und das seit gut vier Jahrzehnten trifft man sich am Vormittag des Heiligabends zum sogenannten „Megaron-Treffen“ vorm jetzigen „Stars“. Viele reisen sogar aus anderen Städten an, um sich mit ehemaligen Schulkameraden und Freunden zu treffen.

Infos aus:   
Rundgang durch das alte Delmenhorst – Garbas          
Foto:   
gescannt aus Rundgang durch das alte Delmenhorst – Garbas (1927) – Schewe-Kinder (2017)

 

Proppen – Jonny (altes Foto ca. 1910)

Hier stand jahrzehntelang ein Altbau, der über lange Jahre einer Gaststätte und einem Eiscafe Raum geboten hatte.
„Zum Delme-Eck“ und „Proppen-Jonny“ waren die Namen des Bierlokals, von dem der letzte auf den Hauseigentümer Johann Ahrens zurückging, der vor seiner Zeit als Gastwirt sein Auskommen als Korkfabrikant gefunden hatte. 
1951 übernahm der aus Ostpreußen stammende Helmut Wischnewski, der vorher Betriebsleiter eines Speiseeisherstellers in Buxtehude war, die bereits seit mehreren Jahren bestehende Eis-Konditorei Wassmann. Nach dem Tod des Vaters übernahm 1968 Tochter Brigitte die Eis-Konditorei. Leider wurde der Betrieb 1983 geschlossen, als das Gebäude Platz machen musste für einen Neubau. Neben dem bekannten Eis wurde auch leckeres Königsberger Marzipan aus eigener Herstellung angeboten. Für viele Delmenhorster war der Besuch im Eiscafe damals etwas besonderes und sie erinnern sich noch gerne zurück an diese Zeit.
Die historischen Stanzen der Familie Wischnewski für das Königsberger Marzipan wurden 1984 an den angehenden Konditor Robert Heinzel weitergereicht. Dieser stellt das Marzipan noch heute traditionell zur Weihnachtszeit in Dünsen her und war im Jahre 2021 auch auf dem Delmenhorster Weihnachtsmarkt.

Heute finden wir hier ein Wohn- und Geschäftshaus mit elf Wohnungseinheiten, Praxis- und Büroräumen sowie zwölf Gewerbeflächen unterschiedlicher Größe vom Architekten Meinhard Falkenberg im Jahre 1983/84 für die Krone Hausbau GmbH hergestellt.

Infos aus:   
Fotografien von gestern und heute – Garbas 
Broschüre Conditorei Christiansen, 27243 Dünsen (2021)
Foto: Stadtarchiv (ca. 1910) – Schewe-Kinder (2017)

 

 

Falls ich mich mal mit irgendwelchen Daten versehen habe, bitte ich um Nachsicht. Man darf mich aber gerne in einer Mail drauf hinweisen. 😉 

Diese Seite wird immer mal wieder aktualisiert und mit neuen Bildern ergänzt. Die Bilder warten schon auf der Festplatte.