Villa Ellgass (Leffers-Park)

Villa Ellgass – Leffers-Park

Korkfabrikant Lorenz Ellgass (*07.01.1847 in Lindenberg/Lindau + 30.10.1913 in Delmenhorst) von Firma Cordes & Ellgass kaufte sich 1891 ein großes Grundstück mit Parkanlage an der Oldenburger Straße 35 vom Bremer Kaufmann Bendel.  Der hatte das Grundstück 1873 erworben und mit einem großen Park versehen. Lorenz Ellgass errichtete 1894 eine hochherrschaftliche Villa in dieser Parkanlage. Eine Villa im Schweizer Stil, mit wundervollen Holzsägearbeiten im Giebel und einem Wintergarten komplett aus Holz. 
1913 starb Ellgass und wurde auf dem katholischen Friedhof an der Schanzenstraße beerdigt. Der Grabstein befindet sich gleich vorne rechts neben der Kapelle. Auf diesem werden auch seine Frau Emmy/Emma (* 28.06.1850 + 19.03.1900) und Alfred genannt, einer seiner Söhne, der sich 1890 im Alter von 19 Jahren mit dem Dampfschiff Virgila von Hamburg aus auf den Weg nach Valparaiso/Chile machte. Leider kam er nie an. Das Schiff mit der gesamten Mannschaft ist 1890 im Pazifik verschollen. 

Nach dem Tod von Lorenz Ellgass übernahm Textilkaufmann Carl Leffers (1869 – 1929) die große Villa mit der Parkanlage, welcher wohl vom Landschaftsarchitekten Benque angelegt wurde. Benque hat ebenfalls den Wollepark der Familie Lahusen und den Bürgerpark in Bremen gestaltet.

Carl Leffers eröffnete 1896 zusammen mit seinem Bruder Heinrich (1865-1938) in Delmenhorst ein Manufakturwarengeschäft, das sich aus kleinen Anfängen zu einem großen Konfektionskaufhaus entwickelte und Stammhaus einer Anzahl von Filialen wurde. Die Betriebe blieben auch nach der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft im Familienbesitz und sind vielen Delmenhorster bekannt. 

Die zweigeschossige Villa ruhte auf einem Souterraingeschoss, wo die Küche und die Speisekammer untergebracht wurden. Sie stand auf einem riesigen Gelände, welches bis zur Kleinen Delme (Burggrafendamm) und bis zum Stubbenweg reichte. Es gab im Park einen Teich. Auch ein Gemüsebeet und ein Hühnerstall durften nicht fehlen. Im Haus gab es eine eigene Kapelle, Carl Leffers war Katholik, einen lila Salon, ein Damenzimmer und ein Billardzimmer. Im Obergeschoss die Schlafzimmer. 

Nach dem Tod von Carl und seiner Frau zog eine Lungenheilanstalt in die Villa. 

Im April 1972 wurde die Villa „zurückgebaut“. Das Grundstück wurde nach und nach verkleinert. Die Häuser an der jetzigen Holbeinstraße, die Schule und das erste Delmenhorster Hochhaus liegen auf dem Grund und Boden der Familie Leffers. Außerdem entstand hier ein „wunderschönes“ Hochhaus, der Leffers-Park mit seinen ca. 120 Wohnungen. 

Die Familien Carl und Heinrich Leffers sind auf dem katholischen Friedhof an der Oldenburger Landstraße beerdigt. Sie liegen in einem groß angelegten Familiengrab. Man findet es ungefähr in der Mitte des Friedhofes.

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 Quellen:
Zeitschnitte – Festbuch zum 625jährigen Stadtjubiläum von Delmenhorst (1996)
„Delmenhorst“ vom Dari-Verlag (1930)
„Rundgang durch das alte Delmenhorst“
Schiffsliste der A. Kristen Reederei 
Fotos: Postkartensammlung von Jens Tönjes + Stadtarchiv Delmenhorst, aktuelle: Carola Schewe-Kinder