Mili – Delmegrundsee

 

Die „Mili“ wurde 1936 angelegt, als Delmenhorst erstmalig Garnisionsstadt wurde. Am südlichen Ufer des Delmegrundsees wurde ein rechteckiger Sprungbereich ausgehoben und mit Beton eingefasst. Außerdem installierte man Startblöcke und Leitern. Der ausgebaggerte Sand wurde vermutlich für die Errichtung des Fliegerhorstes in Adelheide genutzt. 
Bis 1946 wurde die Badeanstalt von Soldaten der Wehrmacht genutzt, die in der Caspari-Kaserne stationiert waren sowie von Soldaten des Barackenlagers Düsternort . Von 1946 bis 1967 stand die „Mili“ als beliebtes Familienbad, unter der Obhut der AWO, der Allgemeinheit zur Verfügung. 1951 war seitens der Stadt mal im Gespräch, aus dem Delmegrundsee ein Sportzentrum zu machen. Dies sollte auch geschehen, um den hier zu der Zeit stationierten Engländer eine Sportmöglichkeit zu bieten, nach der sie schon lange gesucht hatten. Man dachte dran, die „Mili“ wesentlich zu erweitern und dort auf dem so gewonnenen Boden einen Sportplatz anzulegen. So hätten Landratten und Wasserfreunde gleichermaßen die Möglichkeit, Sport zu treiben. Außerdem dachte man sich, können man so größere Schwimmwettbewerbe nach Delmenhorst holen. Aus Mangel an Mitteln wurde dieses Projekt nie ausgeführt. Man schätze damals die Kosten für einen Umbau auf grob 300.000 DM ein. 

Die Stadt investierte in den 50er Jahren rund 50.000 DM. Sie ließ das Bad gründlich reinigen und ausbaggern. 

1960 hatte man bereits Anfang Juli schon einen Besucherrekord von 30.000 Besuchern und der Ansturm des Sommers fehlte noch. 

1967 verzeichnete man 30.000 fürs ganze Jahr, zusätzlich war bereits das neue Stadtbad seit 1963 auf. Würde man jetzt das Bad schließen, würden die Badegäste ebenfalls ins Stadtbad gehen, was wohl bei heißem Wetter mit Sperrungen der Kassen führen würde. Der Vorstand der AWO hielt es daher für notwendig, dass noch mal geprüft werden sollte, ob der Hasportsee nicht doch als weiteren Badebetrieb erschlossen werden könnte. Ebenso war ein weiteres Bad für den Stadtnorden im Gespräch, welches aber nie realisiert wurde. 

1968 wurde die „Mili“ endgültig geschlossen. Seit Jahren wurde mit Sorge eine steigende Verunreinigung der Delme und somit auch des Bades beobachtet. Die Verunreinigung des Wassers war aber auf keine bestimmte Quelle zurückzuführen. Bereits oberhalb von Harpstedt würde das Delmewasser, welches ja den See direkt speist, nicht mehr den Badeansprüchen genügen. Möglicherweise könnten illegale, aber unbekannte Abwässer Schuld an dieser Verunreinigung seien. Die AWO als zu dem Zeitpunkt aktuellen Pächter bedauerte die Schließung sehr. 
 
1973 war das Delmewasser so stark verunreinigt, dass das staatliche Hygieneinstitut Bremen davor warnte, in der Ochtum oberhalb des Delmezulaufs weder zu baden noch das Wasser als Viehtränke zu benutzen. Der Flusslauf der Delme wurde mit industriellen Abwässer verseucht. Die Stadt bemühte sich darum, die ungeklärten Abwässer der Firmen unter Kontrolle zu bekommen. Die Firmen taten sich schwer bei den freiwilligen Kontrollen. Die nächste Ratssitzung beschäftigte sich dann intensiv mit diesem Problem. 

1977 galt die Wasserqualität der Delme wieder als einigermaßen gut, verschlechterte sich dann 1978 wieder stark. Um die Ursachen zu erforschen, wurde die Land- und Forstwirtschaftliche Untersuchungsanstalt Oldenburg beauftragt, die mutmaßlichen Verunreinigungen aufzuspüren. Der Umweltausschuss der Stadt empfahl, die „Mili“, in Zusammenarbeit mit dem Fischereiverein, zu entschlammen. Er nach dieser Maßnahme werde man sagen können, ob in der „Mili“ je wieder gebadet werden könne. 

1980 wurde die „Mili“ wieder Gesprächsthema im Bauausschuss u. Planungs- u. Verkehrsausschuss. Man sollte untersuchen, ob man den Delmegrundsee nicht wieder zum Badesee eröffnen könnte, wenn man den Zulauf der Delme unterbinden würde. Dafür wollte man mit Hilfe von Grundwasserpumpen für Frischwasserzulauf im See sorgen. Im September des Jahres belegte eine Untersuchung die Gefährdung des Sees. Der See war überdüngt, die Algen wucherten und bildeten eine Schlammschicht auf dem Grund, die wiederum Faulgase produzierte. Schuld daran waren vor allem die zum Teil recht hohe Phosphatbelastung der Delme. Diese Substanz fand man damals in Weichspülern und Düngemittel. Da die Delme immer noch durch den See floss, drohte dieser umzukippen. Somit musste der Schlamm raus, um den See zu retten. Wieder einmal war die „Mili“ ein Punkt auf der Tagesordnung, dieses Mal beim Landwirtschafts- und Umweltausschuss.

1981 passierte nichts, obwohl der Vorstand des Sportfischer-Vereins im August 1980 einen Antrag zur Genehmigung einer Aufreinigung und den Einbau einer Ablassleitung gestellt hatte. 

1982 im August wurde dann endlich kräftig Hand angelegt. Der Delmegrundsee wurde leer gepumpt, die meisten der ca. auf 100 Zentner geschätzten Fische abgefischt und in gepachtete Seen des Vereins umgesiedelt. Nach dem Abpumpen des Wasser kam eine 1,5m dicke Schlammschicht zum Vorscheinen, mehr als man je gedacht hätte. Diese wurde dann weggebaggert. Der See wurde aber trotzdem nicht wieder als Badesee eröffnet. 

Der Rundgang um den See ist mittlerweile nicht mehr nutzbar. 2016 fing man an, einzelne marode Pappeln zu fällen. Da diese aber Fledermäuse beherbergen, hat man die bereits gefällten so gelegt, dass kein Rundgang mehr möglich ist und die anderen maroden Pappeln stehen bleiben können, ohne dass sie eine Gefahr darstellen.  

2021 aktuell wird der Delmegrundsee wieder vom Schlamm befreit. Dieses mal wird der Schlamm mit einem Saugrohr abgepumpt und auf einem Gebiet hinterm See ausgebracht, wo dieser dann abtrocknen kann. Das ist umweltfreundlicher und schonender für die Fische. 

Morgens ist dort eine herrliche Stille, mal abgesehen von den Geräuschen der naheliegenden Autobahn 28. Man kann den Blesshühnern beim Schlafen zuschauen, den Grau- und den Silberreihern beim Fische fangen oder einfach nur den Sonnenaufgang genießen, ob mit Kamera oder ohne. 🙂 

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Quellen: NWZ, Delmenhorster Kurier, http://www.caspari-kaserne.de/de/mili.php