Lüschens Bauerndiele – Stenum
Johann Lüschen (* 1801 Ohmstede + 1857 Stenum), ehemaliger Mühlenpächter der „von Witzleben“-Mühle in Elmeloh (uns besser als Elmeloher Mühle bekannt), kaufte 1843 vom Brinksitzer Johann Diedrich Bröker eine um 1800 erbaute Köterei direkt am Huder Weg, der von Delmenhorst über Elmeloh und Bookholzberg nach Hude führte. Am 01.10.1845 erwarb er eine Schanklizenz als Nebenerwerb zu seiner Landwirtschaft.
Genauso wie Harm Dahms in Hoykenkamp (jetzt Menkens), hatte auch Johann Lüschen den richtigen Riecher mit seinem Gasthof an diesem Standort. Zuerst kehrten nur Fuhrleute und ein paar Reisende bei Lüschen ein und übernachteten manchmal im Heu. Nach dem Tode von Johann im Jahre 1857 übernahm sein Sohn Johann Friedrich Adolf Lüschen (* 1833 Elmeloh + 1894 Stenum) im Alter von 24 Jahren Hof und Gastwirtschaft. Unterstützung erhielt er von seiner Mutter Gesine Cathrine Marie, geb. Wulzen (* 1808 + 1878). 1858 heiratete er Anna Catharina Oetken (* 1835 + 1884). Mit dem Bau der Bahnlinie Bremen-Oldenburg 1867 und dem Bahnhof in Schierbrok 1884 kamen nun auch viele Städter, um bei Lüschen den Durst und Hunger zu stillen.
1887 brannte die Scheune ab und nur durch glückliche Umstände konnte man das Haus retten.
1894 starb Johann Friedrich Adolf Lüschen und Sohn Bernhard Hinrich Lüschen (* 1867 + 1928) übernahm den Gasthof, der damals noch „Zur Krone“ hieß, und die Landwirtschaft. Im Juni 1896 heiratete er Aline Backenköhler (* 1868), deren Vater Tönjes Hinrich Backenköhler 1866 eine Schanklizenz für sein ca. 800m entferntes Gasthaus erworben hatte.
Reisende Bremer und die Bauern aus der Umgebung feierten und tagten bei Lüschen. Jedes Jahr wurde das Erntefest am 3. Freitag im Oktober groß gefeiert.
Bernhard Sohns Theodor (Theo) Hinrich übernahm am 08.01.1928 den Betrieb seines Vaters. Er war derjenige, der die Diele mit altdeutschem Hausrat wie alte Spinnräder, Truhen, alte Schränke, Geweihe, alte Küchen- und Arbeitsgeräte herrichtete und dem Gasthof dem Namen „Lüschens Bauerndiele“ gab. In einem Bericht aus den 40er-Jahren hieß es, dass er einer der schönsten Dorfkrüge auf der Geest sei.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Haus und Hof durch Beschuss und durch die Besatzung arg beschädigt. Diese Schäden mussten nach dem Krieg beseitigt werden. Die bei Kriegsende verloren gegangenen alten gesammelten Gerätschaften der Diele wurden nach und nach wieder zusammengesammelt und aufgekauft.
1961 übernahm Tochter Ilse mit ihrem Ehemann Erich Heitzhausen die Landwirtschaft und richtete zwei Jahre später in ihrem Haus einen Gästezimmertrakt her. Am 28.12.1965 starb Theo Lüschen und Tochter Margrit und deren Ehemann Helmut Schlüter übernahmen die Gastwirtschaft. Mutter Marie Lüschen behielt aber bis zu ihrem Tode 1974 die „Regierung“ in der Küche. In dieser Zeit wurde das Gasthaus immer beliebter bei Ausflüglern und viele Familien aus der Umgebung feierten hier ihre Hochzeiten, Taufen, runde Geburtstage und weitere Feste. Im Winter war das Lokal vor allem bei den Kohlfahrern sehr beliebt. Wir selbst waren lieber dort als bei Backenköhler „umme Ecke“, denn dort waren immer gleich gefühlt 1000 Leute auf einem Haufen. Da war das doch bei Lüschen viel gemütlicher. Auch am Vatertag konnte man Lüschen gut mit in die große Radtour einbinden. Angefangen in Delmenhorst, über Lüschen und Backenköhler zu Menkens. Von dort dann wieder nach Hause.
Im Jahre 2009 übernahm Sohn Thomas Schlüter als Pächter den Betrieb zusammen mit seiner Frau Martina. Leider starb Thomas viel zu früh im Jahre 2012. Seine Frau Martina führte die Bauerndiele mit Unterstützung ihres Sohnes Thobias noch bis 2015 alleine weiter. Dann schlossen sich nach 172 Jahren und 6 Generationen die Türen der Gastronomietradition.
Inhaber der Immobilie Helmut Schlüter, suchte danach nach einem Pächter. Er fand aber keinen und musste dann wohl oder übel verkaufen. Ibrahim Celik, Inhaber vom Traditionsgasthaus & Hotel „Schwarzes Ross“, übernahm das Grundstück mit der Gaststätte. Nun sind die Türen seit fast 6 Jahren geschlossen und es hat sich leider nichts getan auf dem Grundstück der ehemaligen, mittlerweile 221 Jahren alten Köterei von Johann Lüschen.
Ibrahim Celik meinte aber gegenüber der NWZ im Jahre 2019 noch, dass er das Haus weiterhin „auf dem Schirm habe“ und noch nichts aufgegeben sei. In welchem Rahmen eine neue Gastronomie dort eingerichtet werden soll, will er dann zu gegebener Zeit bekannt geben. Zwischenzeitlich liefen auch zwei Flohmärkte, um das ehemalige Inventar zu verkaufen.
Nun steht das Gasthaus da…und wartet. Hoffen wir mal, dass es nach „Corona“ aufwärts geht.
Quellen:
Stenum, Rethorn, Schierbrok – Dörfer um den Stenumer Wald von Kurt Müsegades
Spaziergang durch die Gemeinde Ganderkesee – Rolf Spille
100 Jahre Gastfreundschaft in Ganderkesee und Hude
Weser Kurier, NWZ, DK, Gedbas & Ancestry
Lüschen, Ahrend
Vom Kirchenstuhl der Kirche in Hatten, 1664, Untervogt zu Hatten,
* 1602 +1669.
Das Wappen hat einen silbernen Schild und einen blauen Helm.
Quelle: Hausmarkensammlung Großherzogtum Oldenburg, zusammengestellt von Andrea Korbanka
Quelle: Oldenburger Wappentafel 1998, Rauchheld 1923/II 171, Wichmann, NWZ 21.03.1986
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