Tiergarten

Tiergarten 

Der Tiergarten ist ein ca. 35 Hektar großes Waldgebiet, das größte in Delmenhorst. Ein unter Landschaftsschutz stehender Mischwald mit Buchen, Eichen, Birken, Amerikanischen Roteichen, Pappeln (genau 3 Stück habe ich gefunden 🙂 ) und vielen anderen Baumarten, wie z. B. den Nadelhölzern und einiges mehr. An dem Waldgebiet grenzt nördlich der Bahn noch ein Bereich der ehemaligen Tonkuhle/Tonstich der Dampfziegelei Twisterling. Auch dieser Bereich steht unter Landschaftsschutz. 

 

Geschichte:

Früher befand sich der Wald im Besitz der Delmenhorster Grafen. Anton I (1505 – 1573) hat  um 1560 ein Jagdgehege anlegen lassen, um stets einen gedeckten Tisch zu haben. Nach dem Tod von Graf Christian (1612-1647)  stritten sich mehrere Familien um den Wald. Wer nun rechtmäßiger Besitzer war, konnte man nicht mehr herausfinden. Lang, lang ist es her. 
Aktuell gehört er zu den Niedersächsischen Landesforsten und das Forstamt Neuenburg ist Ansprechpartner. Für die Instandhaltung der Wege, Brücken, See und Denkmal ist die Stadt Delmenhorst zuständig (diese Angaben sind ohne Gewähr). 

Hutewald

Auf alle Fälle war der Tiergarten einmal ein Hutewald (ein in extensiver Form als Weide genutzter, lichter Wald). Dort wurden vor allem Schweine in den Wald getrieben, die die Eicheln und Bucheckern fraßen. Das zerstörte fast den Wald, weil so keine neuen Sämlinge mehr austreiben konnten.

 


Oppermann

1796 (70 Jahre vor der Anlage des Bremer Bürgerparks) setzte sich dann der Delmenhorster Amtsarzt Dr. Otto Ernst Oppermann dafür ein, dass aus dem Hutewald ein „Lustholz mit Spazierwege“ entstand. Er hat auch den Götterhain (wahrscheinlich) entlang der Oldenburger Landstraße geschaffen. Eine Reihe von dicken Buchen, in die er reliefartige Figuren einiger Götter einritzte. Die dickste Buche war die Fürstenbuche, die das oldenburgische Landeswappen als Inschrift trug. Auch sich selbst widmete er eine Buche. Leider sind diese Buchen teils durch das Anritzen schneller verfault, teils wurden diese Buchen in den Notjahren nach den Weltkriegen abgeholzt. Auf alle Fälle standen entlang der Oldenburger Landstraße dicke Buchen, die auch gefällt wurden, obwohl viele Delmenhorster dagegen waren, darunter auch der damalige „Tiergartenverein“. Ob es genau die von Oppermann waren, habe ich noch nicht herausgefunden. In manchen Büchern steht auch, dass diese in der Nähe „Hinter dem Tiergarten“ gestanden haben sollen. 

 

 

 

Bremer Besucher

Da es ja den Bremer Bürgerpark noch nicht gab, reisten viele Bremer sonntags mit Kutsche oder Bahn nach Delmenhorst, um hier die Natur zu genießen. Im Jahre 1875 zu Pfingsten waren große Menschenmassen unterwegs. Trotz eines Sonderzuges schaffte es die Eisenbahn (die seit 1867 Delmenhorst mit Bremen und Oldenburg verband) kaum am Abend, die ganzen Besucher wieder nach Hause zu bringen.

Oldenburger Chaussee

Damit die Pferdekutschen auch bei oder nach Regenwetter gut zum Tiergarten gelangen konnten, wurde aus der eins Oldenburger Chaussee genannten Oldenburger Straße schnell die schönste Straße der Region. Sie wurde in den 1820er-Jahren gepflastert (mit Katzenkopfpflaster). An der Nordseite pflanzte man Linden, an der Südseite Eichen. Nach alten Postkarten zu urteilen, sieht die heutige Bremer Straße im hinteren Bereich (zwischen Thomsen und Heidkruger Bahnhof) ähnlich aus, nur moderner. :-). Nach der Fertigstellung der Oldenburger Straße wurde von 1828-1900 für die Benutzung mit Pferd und Wagen ein sogenanntes Wegegeld erhoben. Befreit waren nur in der Nähe ansässige Bewohner.
Viele reiche Bremer Kaufleute ließen hier ihr Villen bauen. Leider stehen davon kaum noch welche.
Im östlichen Teil gab es später mehrere Geschäftshäuser. Diese reichten größtenteils – ohne Vorgarten – bis an den Bürgersteig. Im Westen standen mehr die Wohnhäuser. Einige hatten einen Vorgarten, der durch einen Holzzaun vom Bürgersteig getrennt war. 

Name

Woher der Name „Tiergarten“ oder auch „Thiergarten“ stammt, ist nicht so recht geklärt. Es gibt unterschiedliche Meinungen:

1. Bis 1647 war das Waldstück Jagdgebiet der Delmenhorster Grafen. Ein Jagdhaus befand sich damals im Wald und er war teilweise mit einem Gatter versehen. Im Norden war die Welse die natürliche Grenze. Auf einer Landkarte von 1643 wurde der Tiergarten durch eine hohe Umzäunung als gräfliches Wildgehege dargestellt. Es wurde ca. 1560 angelegt und mit Rotwild „bestückt“.

2. Ein Flurnamensforscher meinte, dass das „Tier“ in Tiergarten vom alten Wort „Ter“ abgeleitet wurde, was Bauholz bedeutet, also schlicht für den Baum stand.

Ursprünglich hieß der Wald  „Die große Deichhorst“.

Hexenwald

Nach dem 2. Weltkrieg musste der Tiergarten sehr leiden. Wegen der Brennholzknappheit wurde der Wald quasi geplündert. Es wurde „schwarz“ gefällt und alles was an Totholz herum lag wurde eingesammelt und zu Hause im Ofen verbrannt. Dies hatte natürlich noch viel später Folgen, weil auch Totholz wichtig für den Wald ist. Totholz liefert Nährstoffe. Nährstoffreicher Boden ist positiv für den Wald. Die Bäume wachsen dadurch schneller. Außerdem sind so mehr Mikroorganismen im Waldboden, welche den Boden auflockern. Der Boden kann somit mehr Wasser speichern, welches auch den Bäumen zugutekommt.
An einer Stelle im Tiergarten pflanzte man nach dem Krieg ganz viele Nadelbäume, in der Hoffnung, dass diese schneller wachsen als Laubbäume und somit schnell verfeuert werden können. Von vielen Schulkinder der Grundschule Deichhorst wird dieser Teil des Tiergartens gerne Hexenwald genannt. Wohl weil es dort dunkler ist als im übrigen Wald und die Bäume (Douglasien) teilweise so komische Auswüchse haben, die sie urig aussehen lassen.

2012 wurden dort aber auch einige Nadelbäume gefällt, damit es dort lichter wird und wieder Laubbäume nachwachsen können. Ich hoffe, dass zumindest die Douglasien mit ihren komischen Knubbels stehen bleiben. Sie säumen den Weg durch den Hexenwald.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Denkmal

Das Denkmal von Großherzog Nikolaus Friedrich Peter, auch Peter der II (1827 – 1900), wurde 1912 vom Kriegerverein Deichhorst errichtet. Der Großherzog herrschte fast 50 Jahre über den kleinen Oldenburger Staat, zu dem auch Delmenhorst damals gehörte.
1864 übernahm Peter die Schirmherrschaft über den in Oldenburg gegründeten Verein zur Pflege verwundeter Krieger, der im Großherzogtum Oldenburg als freiwillige Hilfsgesellschaft vom Roten Kreuz fungierte.
Es wurde im sogenannten „halben Mond“ oder der „Reitbahn“ aufgestellt, weil diese Namen an den Exerzierdienst französischer Kavalleristen erinnern, die in den Jahren 1810 bis 1913 hier Dienst taten. Mit dem Denkmal wollte der Kriegerverein an seinen allseits geschätzten Landesvater erinnern, der es klug verstanden hatte, sein Oldenburger Großherzogtum durch die Stürme der Reichsgründung um 1871 zu steuern. Georg von Lindern (1898 – 1975, Delmenhorster Heimatforscher) berichtet, dass Nikolaus Friedrich Peter allen Prunk und Glanz verschmähte. Er hatte stets ein offenes Ohr für alle Angelegenheiten und das trug ihm die besondere Sympathie seiner Oldenburger ein. 
Nikolaus Friedrich Peter war ein Naturfreund und setzte sich damals schon für den Erhalt des Baumbestandes ein. 

Früher sah das Denkmal allerdings stattlicher und gepflegter aus. Auch zierten Steinpfosten, die mit Ketten verbunden waren, das Denkmal. Die Ketten hat man wohl im 2. Weltkrieg eingeschmolzen, so erzählt man sich. Obwohl viel kann dabei nicht rum gekommen sein. 😉 Man erzählt sich auch, dass es am Enthüllungstag des Denkmals fast überall in Delmenhorst gewittert und geregnet haben soll, nur im Tiergarten blieb es zu diesem Zeitpunkt trocken, damit man es gebührend feiern konnte. 

Im Kreisblatt vom 09.07.1912 wurde die Enthüllung wie folgt beschrieben (ich habe es ein wenig gekürzt): 
In dem herrlichen Tiergartengehölz erhebt sich jetzt an einem schönen Punkte das Denkmal, das der Deichhorster Kriegerverein dem altverehrten Großherzog Peter in Liebe geweiht hat. …des schönen Werkes, das ein Wahrzeichen sein wird für die Liebe und das treue Gedenken, das man dem alten Großherzog Peter auch nach seinem Hinscheiden bewahrt hat…

Die mit der Bahn anlandenden Kameraden wurden bald nach 2 Uhr mit Musik empfangen und marschierten unter Vorantritt der Oldenburger Artillerie-Kapelle nach dem Festplatze beim Hotel zum Tiergarten. Hier wurde zum Festmarsch angetreten, der ein schönes Bild bot. Zwei Herolde (Ausrufer und Bote eines Fürsten), zwei Tempelritter und eine Schar Landsknechte ritten dem Zuge voran, der sich bald durch die Hauptstraßen von Deichhost bewegte…Drohend grollte der Donner bereits beim Beginn des Festzuges…und in einem Teile unserer Stadt durch schwere Gewitterregen die Straßen überschwemmt wurden, wurde die Feier im Tiergarten durch keinen Regentropfen gestört…
Dort steht es nun, geschaffen von der Hand eines hiesigen Meisters. Es folgte eine lange Würdigung des Großherzogs und seiner Taten…
So ziehe sich eine deutsche Treue durchs ganze Leben bis an sein Ende. Ach die Christentreue… (daher der Spruch „Ein Gott, ein Recht, eine Wahrheit)…
Möge das Denkmal hier unter den herrlichen Bäumen den Vorübergehenden stets verkünden, dass dasselbe einem edlen Fürsten errichtet wurde.
Der Redner schloss mit einem dreifachen, begeistert aufgenommenen Hoch auf Kaiser und Reich, Großherzog und Vaterland. Damit fiel die Hülle und nun erklang „Heil dir o Oldenburg“.

Momentan steht das Denkmal ziemlich verwahrlost am Wegesrand. Obwohl es kaum weitere Personendenkmäler im Delmenhorst gibt (außer Jan Tut – Johann Christian von Seggern  (1846-1931)) fühlt sich keiner so richtig zuständig. Das kann natürlich an den verwirrenden Eigentums- und Nutzungsrechten des Tiergartens liegen. Im Januar 2021 zierte blaue Farbe das Denkmal. Die Stadt hat es glücklicherweise geschafft, jemanden zu finden, der diese wieder restlos entfernen konnte. 

(Seine Frau Elisabeth war Namespate vom „Peter Elisabeth-Krankenhaus“, dem ersten öffentlichen Krankenhaus. Es stand von 1888-1928 auf der Burginsel. (Das Gebäude selbst stand länger auf der Burginsel und wurde später für die Berufsschule genutzt.)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

See

Der See wurde in den 1974  als Entwässerungsmaßnahme beim Ausbau der Oldenburger Landstraße angelegt. Ein Graben führt direkt vom Parkplatz Oldenburger Landstraße in den See. Leider hat der See keine direkte Verbindung mehr zum Welsewasser (wie das z. B. 1974 noch der Fall war), da diese nach der Renaturierung nicht mehr gestaut wird. Somit kommt außer Regenwasser kein Frischwasser mehr in den See und das kann in heißen Sommermonaten mit wenig Regen zu akuten Sauerstoffmangel führen. Aktuell im Juli 2015 passiert. Trotz schnell eingeleiteter Soforthilfe (durch die Freiwillige Feuerwehr und der Stadt) in Form von Sauerstoffzuführung durch eine große Sprudel-Pumpe und Frischwasserzufuhr von der Welse, sind viele Fische verendet.
Siehe auch unten unter „Zeitstrahl 1974“

 

Gaststätten

Rund um den Tiergarten gab es einige Gaststätten. Es gab die Restauration und Bierhalle „Zur Carlsburg“ vom Wirt Carl (Karl) Schliemann genau gegenüber vom heutigen Parkplatz an der Oldenburger Landstraße. 1906 wurde die Gaststätte umgebaut und  erhielt 1823 einen Anbau. 1942 wurde das Gebäude bei einem Bombenangriff fast völlig zerstört. Nur die Außenmauern blieben stehen. 1949 baute Wirt Adolf Meyer die ehemalige Veranda wieder auf und eröffnete sie im Oktober unter dem Namen „Kehre wieder“. Zuletzt war es der Nachtclub „La Capaninna???“. Im Juni 1976 wurde es abgerissen.

 

 

An der Oldenburger Str. 101 (heute Pit Stop) stand früher die Sommerwirtschaft von Ed. Müsegaes. Gebaut 1867 von Diedrich Müsegaes. Sein Sohn Eduard Heinrich Adolf Müsegaes verkaufte es 1914 an Karl Werner. 1928 verkaufte Werner an Johann Schneider, dessen Witwe 1941 Eigentümerin würde. 1944 übernahm Bernhard und Greta Huppacz das Lokal „Deichhorster Krug“. Viele Delmenhorster sind sich einig, dass es hier die besten Jägerschnitzel mit selbstgemachten Kartoffelsalat gab. Andere schwärmen noch heute für den Kartoffelsalat von Logemann, den es so heute leider nicht mehr gibt. 

„Mutter“ Huppacz war jahrelang erster Ansprechpartner für die spanischen Mädchen der Wolle, die in der ehemaligen Naturheilanstalt von David Zange „Hinter dem Tiergarten“ untergebracht wurden (ab 1905 Erholungsheim der Nordwolle). Ihr klagten sie ihr tägliches Leid.

Danach wurde aus der Wirtschaft ein chinesisches Speiselokal. Nach 2005 (genauer Zeitpunkt fehlt noch) wurde es abgerissen.

 

 

An der Oldenburger Str. 112 stand bis 1826 ein einfaches Gasthaus des Besitzers Joh. Friedrich Carl Lübke aus Bremen, der noch im gleichen Jahr einen Tanzsaal bauen ließ. Der Tiergarten war gut besucht, das wusste der Bremer zu nutzen. Beliebte Gäste waren die „anständigen“ Leute. Waren die da, wurde allen anderen der Zutritt verweigert. Wenn diese dann das feine „Etablissement“ verlassen hatten, wurde jedem anderen der Zutritt gestattet.

Nach dem Bau der Eisenbahn 1867 wurde das Gasthaus durch einen Neubau ersetzt, der auch heute noch steht. Es hatte schon viele Namen und Besitzer:

Wessel´s Hotel, Zum Schützenhof, Konzert-, Ball- u. Gesellschaftshaus zum Feenpalast, Tanz- und Vergnügungsstätte zum Tiergarten von Friedrich Schmidt, Rockpalast, Tanzschule Hsu, Tanzschule Lenard. Ich glaube, mittlerweile wurde es zum Wohnhaus umgestaltet???

 

An der Oldenburger Landstraße / Ecke Wildeshauser Straße, wo jetzt die Shell-Tankstelle steht, war 1866 ein einfaches Bauernhaus, welches als Gasthaus umfunktioniert wurde. Der Wirt Johann Friedrich Würdemann, der im Volksmund nur „Jan up´n Timpen“ genannt wurde (Timpen = Ecke) war Korkscheider und hatte eine Schanklizenz. Ihm gehörte ein Papagei, der jeden Gast freundlich mit „Moin“ begrüßte. Wenn der Gast das Lokal verließ, wurde er mit „Schapskopp, hest ok betohlt?“ verabschiedet. Der Wirt starb 1884 im Alter von 62 Jahren (Daten Ancestry) und der Papagei bekam in der Bahnhofswirtschaft ein neues Zuhause.

Leider kein Bild vorhanden

 

Tonstich / Tonkuhle  Twisterling – Dampfziegelei

1887 als Handziegelei angelegt. 1898 von Twisterling angekauft und 1899 als Dampfziegelei eingerichtet. 1966 stillgelegt. Heutiges Rückzugsgebiet für zahlreiche, zum Teil gefährdete Tier- und Pflanzenarten, wie z. B. die Erdkröte, Grasfrosch und Teichmolch sowie dem besonders geschützten Kammmolch.

Dieser Bereich gehört großflächig zum Landschaftsschutzgebiet 1. Angeln ist dort VERBOTEN! 

Weitere Infos zur „Twisterling“- Bahn (Bahnhof Dwoberg) http://www.bahn-express.de/archiv/27753-03.htm

 

Ehemalige Brennöfen von Twisterling
(priv. Hermann Meyer)

Sage

Der einst ausgedehnte Laubwald der Delmenhorster Geest  wurde von Menschen durch Rodung und Raubbau weitgehend vernichtet. 
Der Hasbruch soll ehemals mit dem Stenumer Holz, den beiden Mittelhoops, dem Kimmerholz, dem Stühe, Reiherholz und Schnitthilgenloh einen zusammenhängenden Wald gebildet haben. Ebenso konnte, wie es in der Sage heißt, ein Eichhörnchen vom Hengsterholz bis zum Delmenhorster Tiergarten von Baum zu Baum springen, ohne ein einziges Mal den Boden berühren zu müssen. 

(Wikipedia: Die Delmenhorster Geest umfasst die westlichen Teile des Stadtgebiets von Delmenhorst, die Gemeinden Ganderkesee, Dötlingen, Teile der Gemeinde Großenkneten und der Samtgemeinde Harpstedt sowie die Kreisstadt Wildeshausen. Bis auf die zur kreisfreien Stadt Delmenhorst gehörenden Gebiete ist die Delmenhorster Geest Bestandteil des Landkreises Oldenburg. Insgesamt umfasst die Delmenhorster Geest eine Fläche von 573 km²)

 

Kleiner Zeitstrahl

1954 fuhren noch nachts die Motorräder mit lautem Getöse durch den Wald, nachdem die Tanzlokale vor Ort zu später Stunde die Türen schlossen. Das wurde dann mit neu aufgestellten Schildern für Fahrzeuge aller Art untersagt. So konnten die Anwohner nachts wieder in Ruhe schlafen. 
1957 Nachdem in den vergangenen Jahren bereits begonnen wurde, eine Reihe von Bänken aufzustellen, sorgte man nun für anständige Wanderwege und für einen Kinderspielplatz. Dieses wurde vorher von der Forstverwaltung genehmigt. 
Für die forstliche Nutzung und die Aufforstung war damals das Forstamt Hude zuständig für die Wege, Bänke und Brücken die Stadt.
1963 Das Forstamt sicherte die Berücksichtigung der Delmenhorster Interessen an dem stadtnahen Erholungswald bei der forstlichen Nutzung zu. 
1968 Es gab vom damaligen niedersächsische Minister für Landwirtschaft und Forsten, Wilfried Hasselmann, grünes Licht für einen „Gestattungsvertrag“, der die Aussicht eröffnete, dass der Tiergarten zu einer Erholungsstätte für die Delmenhorster Bevölkerung wird. Dieser sehe unter anderem die Aufstellung von Wegweisern, Ruhebänken und Mülleimern, die Anlage von Spazierwegen wie auch Entwässerungsaufgaben vor. Außerdem soll vorher für einfache Wegebrücken gesorgt werden. Alle Maßnahmen sollten mit Absprache des Forstamtes ausgeführt werden.
1974 Ein Waldsee wurde angelegt. 
Der als Regenrückhaltebecken angelegte See wird für die Entwässerung der Wildeshauser Straße und der Oldenburger Landstraße benötigt. Die Welse allein verkraftete die Menge an Regenwasser nicht mehr zu regeln, daher soll der angelegte See von ca. 13 m³ für einen halbwegs gleichmäßigen Abfluss des Regenwassers der beiden Straßen in die Welse sorgen. Der damalige Tiergartenverein hatte dafür Sorge getragen, dass sich der See in dem Erholungsgebiet einfügt. Die dabei zusätzlichen entstandenen Kosten hat der Verein getragen. Es wurde ein Beruhigungsbecken angelegt, durch dieses fließt das Regenwasser, bevor es im See gelangt. Schädliche Flüssigkeiten wie Benzin und Öl und andere Stoffe wurden so aufgefangen. Die Mitglieder des Tiergartenvereins hofften, dass ein Leben im See so möglich sein wird. 
Bevor der See der Öffentlichkeit übergeben wurde, hatte der Tiergartenverein eine groß angelegte Reinigungsaktion gestartet. Auch die Schüler der Grundschule Deichhorst hatten sich beteiligt, indem sie schon den größten Teil des kleineren Mülls beiseite räumten. Um die größeren Sachen kümmerte sich dann der Verein und weitere Naturfreunde aus der Umgebung. Sie fanden noch ein Autodach, ein komplettes Moped und jede Menge Fahrräder. 
Am Sonntag, den 23.06.1974, wurde der See feierlich eröffnet. Weit mehr als 1000 Besucher hatten an der Eröffnungsfeier teilgenommen, die mit einem Laternenumzug vom Hans-Böckler-Platz aus gestartet war. Ansprachen gab es vom damaligen Oberbürgermeister Ernst Eckert und dem Tiergartenverein. Es gab eine Vorführung vom DLRG und der Spielmannszug des SV Atlas, dem Männergesangsverein „Teutonia“ und der Jagdbläserchor Delmenhorst unterstützte alles musikalisch. 
Der Tiergartenverein berichtete bei der Eröffnung, dass der Verein in eigener Initiative mit einem Kostenaufwand von 30.000 DM den See mit zusätzlichen Wasserbauten versehen habe, sodass der See nun einen echten Waldsee darstellte. Möglich geworden war dies nur durch die zahlreichen Spender. Geholfen wurde mit Geld-. Sach- und Arbeitsleistung. Unübersehbar waren die Leistungen des Vereins für den Tiergarten. Zusätzlich zu der gesamten Unterhaltung der Wanderwege habe man eine Trimm-dich-Bahn angelegt, mehr als 30 Bänke aufgestellt und Kleinkinderspielplätze geschaffen. Durch den See sei der Freizeit- und Erholungswert des Stadtwaldes für die gesamte Bevölkerung wesentlich verbessert worden. 
Ein Entenhaus wurde von der Werbegemeinschaft Delmenhorst gestiftet. Dieses wurde feierlich bei der Eröffnung zu Wasser gelassen. 
1975 Ein Jahr später sah es schon schlecht aus für den See. Er drohte durch Sauerstoffmangel umzukippen. Eine Lösung konnte nur die Welse sein. Man überlegte, diese durch den See zu leiten. 
1977 Man überlegte, den Tiergarten als Naturschutzgebiet auszuweisen, ebenso den Tonstich.
1978  Der Tiergartenverein hat zusammen mit der Unteren Wasserbehörde, dem Forstamt Hasbruch, dem Ochtumverband und dem Verein der Delmenhorster Vogelliebhaber beschlossen, die frühere Vogelinsel im Tiergarten wieder neu herzurichten.
Die 3300 m² große, vom Wasserlauf der Welse und der Welsearme eingegrenzte Insel bietet hierfür ideale Voraussetzungen. So könne man eine Vielzahl nicht häufig vorkommender Vogelarten helfen, sich hier anzusiedeln. Die vorhandenen trockenen Sandhügel, lehmige Steilhänge und dem kleinen Sumpfgebiet, verbunden mit Baum- u. Buschbestand seien hervorragende Nistgelegenheiten. Es soll ein Biotop für Boden- bzw. Heckenbrüter werden u. für an den Bachlauf gebundene Vogelarten. 
1979 Gesagt – getan: Rund um die Vogelinsel wurden Gräben ausgebaggert, damit das Wasser der Welse sie umfließen kann. Die Pflege übernahm der Welse-Delme-Weser-e.V. (ehemaliger Tiergartenverein) und der Verein der Vogelliebhaber Delmenhorst.
Nächstes Jahr steht das Aufhängen von Nistkästen auf dem Programm des Vereins. 
1984 Tiergartenpflege ist Ehrensache des Vereins Welse-Delme-Weser. Wie jedes Jahr fand wieder ein Frühjahrsputz statt. Gefunden wurden dieses Mal jede Menge Getränkedosen, Zigarettenschachteln, Papiertaschentücher, aber auch Gartenabfälle. Bei vorherigen Sammlungen fand man Matratzen, Mofas, Kinderwagen und ganze Zeitungsstapel. Um die Reinigung des Sees kümmerten sich die Ahnbecker Angler. Sie befreiten ihn von Baumstämmen, Unrat und Plastiktüten. Verärgert waren sie über die mutwillige Zerstörung der obersten Betonplatte des Ölabscheiders und immer wieder wurden Vogelkästen von den Bäumen geschlagen.
1989 Der junge Roteichenbestand entlang der Oldenburger Landstraße wurde durchgeforstet, um gesunden Bäumen bessere Entwicklungsmöglichkeiten zu geben. Der in den 50er-Jahren dicht bepflanzte Nadelwaldbestand (Hexenwald 🙂 ) soll laut Revierförster Steffens als Zeitdokument bestehen bleiben. Diesen Abteil des Tiergartens möchte er als Entwicklungsstufe verstanden wissen. Man hatte diesen Bereich nach dem Krieg angepflanzt, weil man dachte, dass Nadelholz schneller wachsen und somit schneller geerntet werden könnte. Der Revierförster war auch froh, dass heute „waldgerechter“ Sport betrieben wird (Joggen, Wandern). Dies sei viel angenehmer für den Wald, als der damalige Trimmpfad. Die Reste der Gerätschaften zeigten dies deutlich, der ausgetretene Trampelpfad war wahrlich kein positives Element eines erhaltungswürdigen Ökosystems. Der Tiergarten mit der kurvenreichen Welse war (ist! 🙂 ) ein prächtiges Areal, welches sich zu schützen lohnt.
Bei der jährlichen Sammlung des WDWs kamen wieder haufenweise Flachmänner, Bierdosen und Bauschutt zusammen. Im See fand man halbe Fahrräder und einen Kinderschlitten. Außerdem lag wieder viel privater Gartenabfall herum.  
1997 Rundgang mit Revierförster Steffens
Der ca. 35 Hektar große Tiergarten sei vorrangig zur Erholung der Delmenhorster da. Im 16. und 17. Jahrhundert war es zunächst das Jagdgehege der Delmenhorster Grafen. Mitte des 19. Jahrhunderts erkannte der Delmenhorster Kreisphysikus Dr. Otto Oppermann die Bedeutung der Erholungsfunktion für Delmenhorst. Er gründete 1840 die Tiergartengesellschaft, daraus entstand 1924 der Heimatverein. Mehr und mehr wurde der Tiergarten zum Ausflugsziel. Vor allem die Fertigstellung der Bahnlinie Bremen-Oldenburg 1867 brachte einen gewaltigen Aufschwung von Besucherzahlen. Von zahllosen Massen, vor allem zu Pfingsten, war die Rede. Zahlreiche Gaststätten hatten sich mittlerweile angesiedelt, denn die Ausflügler hatten ja jede Menge Durst. Eine Gaststätte hatte sogar zur Belustigung der Besucher einen Käfig mit Affen aufgestellt. „Doch wo einst die Affen hausten, haben heute zahlreiche Fledermausarten, Spechte, Dohlen und andere heimische Vogelarten Unterschlupf gefunden. Sogar Rehwild ist mitunter zu sichten“, berichtete der Revierförster.
Und es regierte nun der Löwe „langfristige ökologische Waldentwicklung“ in den Landesforsten. Ein Programm der niedersächsischen Landesregierung. Es steht für naturnahen Waldbau mit ökonomischen Zielen einer nachhaltigen Holznutzung. 
2002 Eine stattliche Anzahl von 200 kranken Buchen und Eichen wurden zur Sicherheit der Spaziergänger an der Bahnstrecke gefällt. Die Bäume im Tiergarten werden regelmäßig auf ihren Gesundheitszustand kontrolliert. Viele alte Bäume hatten Faulstellen am Stamm und Schäden in den Kronen. Die Rechtslage erfordert eine Überprüfung, um die Gefährdung von Menschen und des Verkehrs auszuschließen. Die verwertbaren Stämme wurden ans Sägewerk verkauft, der Rest blieb als Totholz im Wald liegen, welches für das ökologische Gleichgewicht sehr wichtig ist. Als natürlicher Dünger und auch als Lebensraum für Lebewesen wie Pilze, Insekten, Spechte und Fledermäuse. 
2005 Die Revierförsterei Stühe entfernte alte kranke Bäume, wie z. B. die Eichen im Einmündungsbereich der Oldenburger Landstraße/Hinter dem Tiergarten. Eigentlich sollten diese Bäume erhalten bleiben, aber bei Untersuchungen stellte ein Spezialist die fortgeschrittene Zersetzung des Holzes im Stamm- und Wurzelbereich fest. Der Rotbuchenbestand wurde ebenfalls wieder durchforstet. Entlang der Oldenburger Landstraße wurde der Waldrand durchforstet, um den verkehrsrechtlichen Bedingungen zum Lichtraumprofil der Straße zu entsprechen. (Wikipedia: Lichtraumprofil ist der Raum, der freigehalten werden muss, um den Verkehr zu ermöglichen – je nach Art des Verkehrs (Fahrzeug oder z. B. Radfahrer) ist dieser unterschiedlich hoch und breit.)
2007 Weitere umfangreiche Pflegearbeiten wurden im Tiergarten durchgeführt. Sicherheit steht an erster Stelle, aber auch das „Löwe“-Programm (langfristige ökologische Waldentwicklung) wurde bzw. wird umgesetzt. Das sieht unter anderen vor, dass ein strukturreicher Wald geschaffen wird. Die Bäume im Wald sollten sich in der Art, Alter und Höhe unterscheiden, damit der Wald ökologisch stabil bleibt. Es werden aber nicht alle toten Bäume gefällt, denn einige Tiere wie Spechte und Fledermäuse brauchen gerade diese. 
2008 Die Revierförsterei Stühe hat 3000 junge Buchen gepflanzt. Sie ergänzen die vor allen in den 50er und 60er-Jahren gepflanzten nordamerikanischen Roteichen. Ein weiterer Teil des „Löwe“-Programms wurde somit erfüllt, welcher vorgibt, nicht-heimische Waldbestände zu ergänzen oder zu ersetzen. Dafür wurde der Platz genutzt, der bei der letzten Durchforstung geschaffen wurde. 
2011 Mitglieder des Fischereivereins Delmenhorst und freiwillige Helfer haben einen 850 m langen Abschnitt der Welse im Tiergarten renaturiert. Zu viel Schatten und ein langsames Fließen des Wassers durch ein langweiliges Flussbett, welches nur aus Sand bestand, war Grund dafür, dass sich die meisten Fische dort nicht wohlfühlten. Eigentlich konnte man damals sagen, dass dieser Abschnitt der Welse ein totes Gewässer war. Das wollte der Fischereiverein ändern und zumindest den Fischen in diesem Bereich helfen. In über 700 Arbeitsstunden haben die freiwilligen Helfer 205 Tonne Kies und 300 Holzpflöcke verbaut. Angekarrt wurde der ganze Kies mit Schiebkarren, da ja keine LKWs an die Welse fahren konnten. Die Helfer haben somit dem Fluss wieder mehr Struktur gegeben. Durch die aufgeschütteten Kiesbänke ändert sich die Fließgeschwindigkeit und es entwickelt sich dadurch eine typische Bachdynamik. Dies kann man sogar hören. Nun plätschert es an manchen Stellen richtig. An anderen Stellen gibt es nun Ruheräume im Wasser. Durch diese unterschiedlichen Bereiche erhöht sich die Lebensqualität. 

Es trafen sich Vertreter der Stadt, der Stadtwerke, der Revierförsterei Stühe, des Angelvereins Ahnbeck 73 sowie des Fischereivereins Delmenhorst und einige Anwohner des Tiergartens. Thema war „Müllkippe Tiergarten“. Abgeladene Gartenabfälle, von Tiergartenbesuchern achtlos weggeworfener Müll wie Flaschen, Dosen etc., entsorgte Fahrräder und anderer Schutt. Gerade der Bereich des Sees ist immer wieder verschmutzt. Unbekannte haben sogar die mit Müll gefüllten Abfallbehälter einfach in den See geworfen. Auch Fahrräder landen dort gerne. Dadurch, dass es den Tiergartenverein nicht mehr gab, vermüllte alles. Der Verein kümmerte sich damals mit Herzblut um den Tiergarten und organisierte regelmäßige Müllsammelaktionen. Nun gab es nur noch drei bis vier Leute, die regelmäßig 1x im Monat Müll sammelten. Das reichte der bei der Menge an Müll nicht, um das Problem in den Griff zu bekommen. Man schlug vor, den Tiergartenverein wiederzubeleben oder Ehrenamtliche zu finden, die sich dem Problem annahmen. Es gab noch einen weiteren Vorschlag: Dieser Arbeitskreis könne als Pol dienen, um eine zukünftige Zusammenarbeit aller Beteiligten zu organisieren. 
2012 Erste positive Ergebnisse der Renaturierung: Die Meerforelle und das Bachneunauge sind bereits zum Laichen in die revitalisierte Welse im Tiergarten zurückgekehrt. 
2020 Die positiven Ergebnisse wurden durch einem Großbrand im September 2020 auf dem ehemaligen Möller-Gelände an der Oldenburger Landstraße zunichte gemacht, als versehentlich mit Schadstoffen vergiftetes Löschwasser in die Welse gelangte.